Erschienen bei OneFootball
Auftritte auf den ganz großen Fußballbühnen, hoch professionelle Trainingsbedingungen: Es tut sich was bei den Räumlichkeiten im Frauenfußball. Vor und hinter den Kulissen. Das nächste Highlight ist am Wochenende die Begegnung des VfL Wolfsburg mit dem FC Bayern München in der Volkswagen Arena. Doch große Bühnen allein reichen nicht aus.
Auf rund 230 Quadratmetern können sich die Spielerinnen der Eintracht Frankfurt künftig professionell vorbereiten. Ein 100 Quadratmeter großer Athletikraum sowie Umkleidekabinen, Duschen, Trainerbüros, Sauna und Kältebecken sowie ein Raum als Rückzugsort – all das bietet die umgebaute Wintersporthalle im Deutsche Bank Park. Eine neue Dimension für die Frankfurterinnen.
Bereits seit Ende 2022 trainieren die Frauen der Eintracht im Deutsche Bank Park, wo sonst die erste Mannschaft der Herren zuhause ist. Ein großer Schritt in Richtung Professionalisierung, die der DFB derzeit mit einem noch geheimen Reformplan für die gesamte Frauen-Bundesliga anstrebt.
Hervorragende Trainingsbedingungen gehören da definitiv dazu. Aber auch eine entsprechende Kulisse. In der Regel tragen die Eintracht-Frauen ihre Spiele im Stadion am Brentanobad in Frankfurt aus mit einer Kapazität von 5.650 Zuschauern. Für das Spitzenspiel gegen Wolfsburg zu Beginn der laufenden Saison sowie für die Spiele der UEFA Women’s Champions League durfte man ins große Stadion ausweichen.
Immer mehr Auftritte auf großen Bühnen
Die Ausnahmen häufen sich, nicht nur in Frankfurt. Die Eintracht war etwa am vierten Spieltag zu Gast in der Allianz Arena in München, als die Bayern-Frauen dort zum ersten Mal ein Bundesliga-Spiel austrugen. Sonst sind die Münchnerinnen auf dem Bayern Campus beheimatet, wo zwar äußerst gute Trainingsbedingungen bestehen – auf dem circa 30 Hektar großen Gelände befinden sich neben acht Fußballfeldern auch ein kleiner Fitnesspark mit Fitnesshügel sowie ein 1000 Quadratmeter großen Athletik- und Rehabereich – aber eben auch nur 2.500 Zuschauer reinpassen.
Die Allianz Arena ist da natürlich nochmal eine andere Nummer. „Das war mit Wembley eines der krassesten Stadien, in denen ich je gespielt habe. Von daher war wirklich – die Katakomben, die Kabine, der Platz – alles etwas Besonderes“, sagte damals Frankfurts Abwehrspielerin Sophia Kleinherne.
Etwas Besonderes erwartet die Fans des Frauenfußballs auch am kommenden Wochenende. Im Spitzenspiel empfängt der VfL Wolfsburg die Münchnerinnen – in der Volkswagen Arena. Also wieder ein Highlight-Spiel in der Bundesliga, für das schon mehr als 20.000 Tickets verkauft sind. Hier finden bis zu 29.000 Zuschauer Platz, anders als in der sonstigen Wölfinnen Arena, dem AOK Stadion, mit 5.200 Plätzen.
Klar, voll werden wird die Volkswagen Arena am kommenden Samstag wohl nicht. Genauso wenig, wie die Allianz Arena beim Spiel gegen Frankfurt, das Weserstadion bei Bremen gegen Köln oder die Red-Bull-Arena, als Leipzig dort den VfL Wolfsburg empfing.
Viele Ränge bleiben leer
Dass mehr als 20.000 Zuschauer zu einem Spiel kommen, ist noch nicht die Regel. Daher bleiben in den großen Stadien dann meist auch viele Ränge leer – ein Dilemma für den Frauenfußball. Hinzukommt, dass die Ausnahmen nicht gerade günstig sind. Ein Umzug in die Allianz Arena kostet die Bayern-Frauen Medienberichten zufolge sechsstellige Betriebskosten. Die Situation zeigt: Für die bisherigen Spielstätten ist der Frauenfußball in Deutschland zu populär, die Plätze werden oft knapp. Für die ganz großen Auftritte reicht es aber auch noch nicht.
In seiner kürzlich vorgestellten Bilanz gab der DFB die aktuellen Zahlen bekannt: 359.404 Zuschauer waren 2022/23 live bei den Spielen der Bundesliga dabei, im Vergleich zur Vorsaison hat sich die Zuschauerzahl damit mehr als verdreifacht. Und trotzdem sind das im Schnitt noch keine 3.000 Besucher pro Spiel.
Aber es tut sich immerhin was – bei den Trainingsbedingungen und bei den Spielstätten. So zog der SC Freiburg Ende 2021 ins Dreisamstadion um, nachdem die Männer eine neue Heimat erhalten hatten. Dadurch verbesserten sich auch die Trainingsbedingungen der Freiburgerinnen enorm, immerhin trainierte die Mannschaft davor im Schönbergstadion und musste sich den Platz etwa mit einem Kreisligisten aus dem Raum Freiburg teilen.
„Es fühlt sich nach Profi-Fußball an“, sagte der damalige Trainer Daniel Kraus nach dem Umzug. Dass es auf dem Spielfeld ein Gefälle gibt und somit das eine Tor etwa einen Meter höher steht als das andere, tut dem Profigefühl keinen Abbruch. Mit einer Kapazität von 24.000 Zuschauern diente das Stadion ja auch schon für Länderspiele der Frauen als Kulisse.
Leverkusen hat den besten Rasen
Für eine professionelle Spielstätte muss auch der Rasen in einem hervorragenden Zustand sein. In Sachen Qualität ist kein Vorbeikommen an Bayer 04 Leverkusen. Für die Spielfläche im Ulrich-Haberland-Stadion erhielt die Werkself im vergangenen Jahr zum vierten Mal vom DFB den Pitch of the Year-Award. Also eine Auszeichnung für den besten Rasen.
Direkt neben dem Stadion befindet sich die BayArena, die Spielstätte der Leverkusener Herren. Unter anderem das Viertelfinale im DFB-Pokal gegen die SGS Essen trugen die Frauen dort aus. Aber vor gerade einmal 3.500 Zuschauer verlor Leverkusen mit 1:2. Immerhin: Auch die Bayer-Frauen trainieren unter recht professionellen Bedingungen. Im 2000 eröffneten Leistungszentrum für Nachwuchs und Frauen befinden sich etwa drei Rasenplätze und ein Kunstrasenplatz samt zusätzlichen Trainingsflächen inklusive modernem Funktionsbereich.
Meilenstein für den Frankfurter Frauenfußball
Modern ist auch das Stichwort in Frankfurt: Die in dieser Woche präsentierte Winterhalle samt Trainingsmöglichkeiten lassen keine Wünche offen. Technische Direktorin Katharina Kiel sagt: „Mit dem Umzug unserer ersten Frauen-Mannschaft in die Wintersporthalle und dem damit verbundenen Umbau konnten wir einen Meilenstein für den Frauenfußball bei Eintracht Frankfurt erreichen, der einerseits erforderlich war, um den gestiegenen Anforderungen des Profifußballs auch zukünftig gerecht werden zu können und der andererseits aber auch die Bedeutung des Frauenfußballs innerhalb des Gesamtvereins sehr deutlich macht.“
Es tut sich also was in Frankfurt und anderswo, auch wenn die Potenziale noch längst nicht ausgereizt sind.